Schüleraustausch nach Bordeaux

Es gibt Projekte, denen scheint von Beginn an großer Erfolg beschieden zu sein, so ist es jedenfalls bei unserem Schüleraustausch mit dem Collège Aliénor d’Aquitaine in Bordeaux. Im Jahre 2015 waren wir zum ersten Mal bei unseren neuen Freunden im Südwesten Frankreichs, damals mit einer Gruppe von überschaubaren 18 Schüler*innen. Nach zwei Gegenbesuchen 2016 und 2018 bei uns im Allgäu und einer weiteren Fahrt nach Bordeaux 2017 meldeten sich 2019 sage und schreibe 92 Interessenten der Jahrgangsstufen 7 bis 9 für die Teilnahme an. Es war wirklich schmerzhaft, beinahe der Hälfte eine Absage erteilen zu müssen, denn auf französischer Seite standen dem nur 47 Anmeldungen gegenüber. Dennoch ist dies eine immens hohe Zahl, denn Herr Curély, der den Austausch auf französischer Seite verantwortet, ist der einzige Deutschlehrer an einer Schule, an der mit insgesamt rund 150 Schülern mehr junge Menschen unsere Sprache erlernen als irgendwo sonst in diesem Schulamtsbezirk. Spanisch ist dort aufgrund der geographischen Nähe nach Englisch die wesentlich weiter verbreitete Fremdsprache.

Hatten wir uns bei unserem ersten Besuch noch für den Bus als Transportmittel entschieden, was uns eine schier unerträglich lange Fahrtzeit von knapp 20 Stunden einbrachte, waren wir nun schon zum zweiten Mal mit dem Zug unterwegs. Obwohl das Umsteigen in Paris eine Fahrt mit der Métro erfordert, die mit einer so großen Schülergruppe durchaus eine Herausforderung darstellt, rechtfertigen das angenehme Reisen in ICE und TGV sowie die reine Fahrtzeit von etwa acht Stunden diese Entscheidung. Da auch die Kosten niedriger ausfallen als mit dem Bus und wir wieder durch das Deutsch-Französische Jugendwerk gefördert wurden, ergab sich eine einigermaßen moderate finanzielle Belastung angesichts der Aufenthaltsdauer und des vor Ort gebotenen Programms.

Unser auch dieses Mal wieder sehr abwechslungsreich gestaltetes Programm sah eine Besteigung des Kirchturms von Saint Michel vor, eine durch die französischen Schüler vorbereitete Stadtführung auf Deutsch, eine Bootsfahrt auf der Garonne mit anschließender Wanderung zu einem traumhaft gelegenen See inmitten eines Landschaftsschutzgebiets inklusive Picknick und den Besuch der Winzereigenossenschaft mit kleinem Museum und Verkostung (von Traubensaft natürlich). Den Höhepunkt hatte sich Herr Curély allerdings für den letzten Tag vorbehalten: Den Ausflug zur Wanderdüne von Pilat, an der die Schüler am liebsten den ganzen Tag verbracht hätten. Vom Montag abgesehen, an dem alle trotz strömenden Regens tapfer durch die Stadt marschiert sind, hatten wir großes Glück mit dem Wetter: Die Sonne strahlte fast immer und gab uns einen ersten Vorgeschmack auf den nahenden Sommer.

Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen hatten die Schüler und Eltern außerdem anlässlich eines deutsch-französischen Abends, den die Gasteltern durch mitgebrachte Speisen und Getränke kulinarisch gestalteten.

Wie es mit den Schüleraustauschen in den nächsten Jahren weitergeht, ist momentan noch recht ungewiss. Die gegenwärtige Pandemie erlaubt keine weitreichenden Planungen für die Zukunft. Außerdem tritt Herr Curély demnächst in den Ruhestand, und es bleibt abzuwarten, ob sich ein ebenso engagierter Nachfolger an unserer Partnerschule finden wird. Hoffen wir alle das Beste!